Wohnungssituation
Nach dem zweiten Weltkrieg bis Heute
Die Entwicklung der Einwohnerzahlen und damit verbunden die Wohnungssituation in Schwerin im 20. Jahrhundert wurde geprägt durch drei einschneidende Ereignisse.
Ende des zweiten Weltkrieges
Vor dem zweiten Weltkrieg war Schwerin über die Jahrhunderte kontinuierlich gewachsen, es wohnten im Jahre 1939 etwa 64.000 Einwohner in Schwerin, durch den Krieg und die damit ausgelöste Flucht erhöhte sich die Einwohnerzahl auf fast 94.000 Einwohner im Jahre 1950. Gleichzeitig wurden durch Militär und Verwaltung zahlreiche Wohnungen beschlagnahmt oder zu anderen Zwecken umgenutzt, dies erreichte einen Umfang von mehr als 25 Prozent des zur Verfügung stehenden Wohnraumes.
Gleichzeitig waren nur ganz wenige neue Wohnungen entstanden, so dass alle möglichen und unmöglichen Räume zum Wohnen genutzt wurden.
Diesem Wohnungsmangel sollte durch den Bau neuer Wohnungen in den 50er und 60er Jahren abgeholfen werden, es entstanden neue Wohngebiete in der Weststadt und danach in Lankow und im übrigen Stadtgebiet mit über 10.000 Wohnungen.
Industrialisierung in der DDR
Nach einem Beschluss des Ministerrates der DDR Ende 1969 und dann mit den Beschlüssen des VIII. Parteitags der SED im Jahre 1971 wurde die planmäßige Industrialisierung des Nordens der DDR eingeleitet. Mit dem damit verbundenen massiven Zuwachs an Arbeitsplätzen wurde auch die Notwendigkeit von umfangreichen Wohnungsbaumaßnahmen erkannt. Nach bereits geleisteten planerischen Vorarbeiten wurde am 11. November 1971 der Grundstein für den 1. Bauabschnitt auf dem Großen Dreesch gelegt, der Startschuss für die Ansiedlung von bis zu 60.000 Menschen und, damit verbunden, dem Bau von über 20.000 Wohnungen. Dadurch erhöhte sich die Einwohnerzahl auf 130.000 bis zum Jahre 1988. Durch die gleichzeitige Vernachlässigung der Altbausubstanz – fast 40 Prozent der Wohnungen hatten zu Beginn der 80er Jahre akuten Instandsetzungsbedarf und die einseitige Ausrichtung der Bauindustrie auf die Neubautätigkeit gingen jedoch in diesem Zeitraum auch zahlreiche Wohnungen und Wohngebäude verloren, so dass zum Ende der 80er Jahre immer noch nicht ausreichender Wohnraum zur Verfügung stand.
Privatisierung nach der Wende
Durch die politische Wende 1989/90 und die damit verbundene Privatisierung der gesamten Wohnungswirtschaft kam es erneut zu einschneidenden Veränderungen. Die bis dahin vorhandene soziale Durchmischung in den vorhandenen Wohngebieten ging spürbar zurück, die genormten „Plattenbauten“ wurden in zunehmendem Maße gegen neue Wohnungen nach „Weststandard“ oder Wohneigentum eingetauscht. Durch den gleichzeitigen Bevölkerungsrückgang auf etwa 95.000 Einwohner waren große Leerstände in den Wohngebieten, die einige Jahre zuvor noch sehr begehrt waren, die Folge. Diese Folgen des Leerstandes und der Umorientierung sind bis heute nicht bewältigt.