Baumpflanzaktion auf dem Dreesch
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Ein Ort viele Konfessionen
Die kleine Holzkirche aus ukrainischen Fichtenstämmen, auf die Sie blicken, ist Symbol für die religiöse Vielfalt auf dem Dreesch, die nach der Wiedervereinigung eng verknüpft ist mit der Zuwanderung in diese Stadtteile. Heute leben ca. 5.000 Menschen mit ausländischer Staatsbürgerschaft auf dem Dreesch, viele weitere sind bereits eingebürgert worden.
Religion in der DDR
Mit dem Thema Religion und der Errichtung von Kirchen tat sich die atheistische DDR schwer. Erst 1983 konnten die katholische St.-AndreasKirche* und 1986 die evangelische Petrus-Kirche eingeweiht werden. Ein Kreuz durfte die Kirchen jedoch nicht zieren. Die Abstimmungen mit den staatlichen Stellen waren oft mühevoll und langwierig. So hieß es in einem Vermerk des Bischofs Theissing über das Planungsbüro der St. Andreas-Kirche „Die Preise der Bauakademie sind unverschämt. Ihre Leistungen kümmerlich“. Letztlich war es wohl auch die Finanzierung über Westgeld, die den Kirchenbau ermöglichte, denn durch diese „unverschämten“ Preise konnte die DDR an dringend benötigte Devisen gelangen.
Auch der Einfl uss der Kirchen auf die Bewohner*innen wurde argwöhnisch beäugt. So vermerkte der damalige Bezirksparteichef am Rande eines Textes: …„ bitte nicht vergessen, es gibt Trennung von Staat und Kirche“. Und eine Aufl age für die Grundsteinlegung der Petrus-Kirche lautete: „Es muss garantiert sein, dass es bei dieser Veranstaltung nicht zu staatsfeindlichen Äußerungen kommt.“ Hintergrund für diese Anweisungen war sicherlich die Nähe der evangelischen Kirche zur Friedensbewegung in der DDR. Ebenso stand die St.-Andreas-Gemeinde, zu der vor der Wende noch über 2.000 überwiegend junge Christen zählten, unter Beobachtung der Staatsmacht. Viele kirchliche Gruppen aus der ganzen DDR tagten damals im katholischen Gemeindezentrum, das im März 1989 sogar Gastgeber für das achte Schweriner Ökologie-Seminar war.
Nach der Wiedervereinigung
Mit der Wiedervereinigung blühte das kirchliche Leben zunächst auf. Zur St. Andreas-Gemeinde gehörten viele junge Familien, deren Kinder auch wochentags zum Religionsunterricht ins Gemeindezentrum kamen. Hier traf man sich jetzt auch mit der Partnergemeinde aus Hamburg-Steilshoop und vielen anderen Gästen aus dem In- und Ausland. Auch die später entstehende orthodoxe Gemeinde konnte hier bis zum Bau der eigenen Kirche ihre Gottesdienste feiern. Sichtbares Zeichen für die Öffnung der Gesellschaft nach der Wiedervereinigung sind die Kreuze, die seit 2002 beide Kirchen zieren. Der Einwohnerrückgang machte sich jedoch negativ für das Gemeindeleben bemerkbar. In der Konsequenz wurde St. Andreas 2005 wieder zur Filialkirche der Propstei St. Anna. Das ebenfalls 1983 errichtete Kloster Maria Frieden besteht weiterhin, allerdings leben dort heute nur noch sechs Missionsschwestern.
Heute
Bis heute sind beide Gemeinden wichtige Faktoren im Stadtteilleben. In der Petrusgemeinde macht ein Mitarbeiter stadtteilbezogene Sozialarbeit. Jeden Donnerstag ist im Gemeindehaus Tafelausgabe, und die Gemeinde ist in der Flüchtlingsarbeit aktiv. Im Gemeindezentrum von St. Andreas werden täglich viele Kinder mit Migrationshintergrund betreut, die hier „spielend Deutsch lernen“. Jede Woche treffen sich Christen im Begegnungscafé mit neu zugezogenen Bewohnern. Zu denen, die im Gemeindezentrum ein neues Zuhause gefunden haben, gehören auch die erythräischen Christen, die hier regelmäßig ihre Gottesdienste feiern.
Mit dem Zuzug aus den Gebieten der ehemaligen Sowjetunion ist in beiden Gemeinden die Zahl der Gläubigen wieder gewachsen. Heute wohnen noch ca. 1.100 Personen aus der Russischen Föderation und der Ukraine in Schwerin, viele wurden eingebürgert. Die Mehrzahl der auf dem Dreesch Zugezogenen hat den russisch-orthodoxen Glauben. Sichtbarer Ausdruck des orthodoxen Gemeindelebens ist seit 2012 die kleine Holzkapelle. Sie ist der erste Neubau einer hölzernen russisch-orthodoxen Kirche in Deutschland. Im Sommer 2014 entstanden hinter der Kirche der „Sonnenuhrgarten“ und 2019/20 das Gemeindehaus. Die Kapelle ist täglich von 10:30 bis 13:30 Uhr für Besucher geöffnet. Durch Zuzug von Gefl üchteten aus dem arabischen Raum entstand auch eine Islamische Gemeinde auf dem Dreesch. Heute stellt diese Gruppe mit ca. 2.600 Personen den größten Anteil der Menschen mit Migrationshintergrund. Trotz mehrfacher Anläufe hat die islamische Gemeinde bisher noch keine Moschee. Für das Freitagsgebet wurden vorwiegend Turnhallen genutzt. Die größte islamische Gemeinde, der Islamische Bund, hat ihren Sitz auf dem Großen Dreesch.