Einzelhandel
Von der Kaufhalle zum Supermarkt
Für die Stadtteile Großer Dreesch I, II und III waren je ein Stadtteilzentrum geplant. Das Zentrum für den Großen Dreesch II, der Berliner Platz, sollte das Zentrum für alle drei Stadtteile sein. Verteilt in den Quartieren wurden Kaufhallen gebaut, in der Regel eingeschossige Typenbauten wie die Wohnungen auch. Kein Bewohner sollte weiter als 500 Meter zum Einkaufen gehen.
Kaufhalle und Konsum
Die erste Kaufhalle eröffnete auf dem Großen Dreesch I im Dezember 1974 in der Makarenkostraße (André-Sacharow-Straße), sieben weitere folgten, darunter 1981 ein HO-Einrichtungshaus in der Straße der Deutsch-Sowjetischen Freundschaft (Bernhard-Schwentner-Straße) und 1989 eine Industriewarenkaufhalle am Berliner Platz. Eine der letzten eröffnete im April 1986 an der Hegelstraße. Während der Berliner Platz als Zentrum für alle drei Bauabschnitte 1987 mit viel Prominenz eingeweiht werden konnte – sogar Erich Honecker besuchte den Platz kurz nach der Einweihung – wurden die Zentren für den Großen Dreesch I und für den Großen Dreesch III bis zur Wiedervereinigung nicht fertiggestellt.
Der Handel in der Wendezeit
Mit der Wiedervereinigung wechselten die Namen an den Kaufhallen. Aus HO wurde HIT und um die Hallen ließen sich fliegende Händler nieder. Eine Bewohnerin am Berliner Platz schilderte die Situation so: „Vom 14. bis 17. Mai 1990 rückten die ersten Händler aus dem Westen an. Sie kündigten einen „Probeverkauf von original dänischen Hot-Dogs, amerikanischen Hamburgern, Coca-Cola, Fanta, Sprite von 11 bis 20 Uhr an. Es gab den Hinweis: „Alle Preise in DDR-Mark.“ Eine Menge Kauflustiger strömte herbei. Die Händler hinterließen jedoch gleichgültig Berge von Abfall, was natürlich die Stadtwirtschaft protestierend auf den Plan rief. Nach der Währungsunion am 1. Juli 1990 gesellten sich einige Verkäufer hinzu, die Pullover, Kassetten, Kitsch und billige, unverzollte Zigaretten verkauften. Einige Dutzend Händler operierten in suspekter Grauzone. Es waren turbulente Zeiten!“
Und so ging es weiter
Nicht nur für fliegende Händler war der Große Dreesch mit seinen damals ca. 55.000 Einwohnern interessant, auch Immobilienentwickler für Einkaufszentren suchten ihre Chancen. Für den Großen Dreesch I, ab 1992 Großer Dreesch, und den Großen Dreesch III, ab 1992 Mueßer Holz, war es nun von Vorteil, dass die Zentren noch Brachen waren. Mit einem von der Stadt ausgelobten Wettbewerb war schnell ein Investor für den Dreescher Markt gefunden. Im November 1996 konnte das Einkaufszentrum eingeweiht werden. Nur wenig später, im Februar 1997, eröffnete die Keplerpassage, in deren Nähe Sie sich gerade befinden.
Ins Hintertreffen geriet der Berliner Platz. Für den gab es zwar große Pläne, doch keiner wurde realisiert. Es fehlten die schnell verfügbaren Flächen. Ein erstes Projekt stellte die DIBAG im Februar 1991 der Stadt vor (siehe Bild oben). Auf drei Ebenen mit ca. 18.000 m2 Fläche waren Einzelhandel, Dienstleistungen und Gastronomie vorgesehen, auf zwei weiteren Ebenen Büros, Praxen und Verwaltung. Vom „Panorama-Café“ im Obergeschoss sollten die Besucher den Ausblick über den Marktplatz und das geschäftige Treiben in der Mall genießen können. Für 1.080 PKW sollten Parkplätze geschaffen werden. Zum Vergleich: Das Schlosspark-Center hat 1.100 Stellplätze und ca. 20.000 m2 Verkaufsfläche. Mit der Einwohnerentwicklung trübten sich auch die Geschäftsaussichten der Einkaufszentren ein. So wechselte der „Ankermieter“ in der Keplerpassage bereits drei Mal. Nach Interspar kam Wall-Mart, es folgte Real, bis 2010 Kau? and in die Passage einzog. Heute gelten die drei Stadtteile des Dreeschs als sehr gut mit Geschäften des täglichen Bedarfs versorgt. Weitere Ansiedlungen sind nicht vorgesehen.