Beitrag über den Schweriner Plattenpark im TV Schwerin
Rückbau
Und was kommt danach?
Seit 1995/96 führte der Bevölkerungsrückgang zu stetig wachsenden Wohnungsleerständen. Bereits 2001 standen in Schwerin ca. 8.000 Wohnungen (13,8 Prozent) leer, davon im Mueßer Holz 2070 (21,6 Prozent), in Neu Zippendorf 700 (15,5 Prozent) und auf dem Großen Dreesch 569 Wohnungen (10,9 Prozent). Der Leerstand beeinträchtige nicht nur das Erscheinungsbild der Stadtteile, sondern auch die Finanzkraft der Wohnungseigentümer, und zwar in der gesamten ehemaligen DDR.
Wohnen in Schwerin
2002 wurde vom Bund und den Ländern das Programm „Stadtumbau-Ost, Teil Rückbau“ ins Leben gerufen. Damit standen Fördermittel für den Abriss von Wohnungen zur Verfügung. Als Grundlage für den Abriss diente das integrierte Stadtentwicklungskonzept „Wohnen in Schwerin“. Das Konzept bildete die Grundlage für den Abriss von ca. 3.000 Wohnungen allein im Mueßer Holz. Durch den Bevölkerungsverlust gab es nicht nur zu viele Wohnungen, es fehlten auch die Kinder für die Schulen und Kitas und für die Pflegeheime die Senioren. Zur Wende waren im Umkreis von 200 Metern zu diesem Standort alle diese Einrichtungen vorhanden und wo Sie jetzt stehen, befanden sich fünf Wohnblöcke mit 270 Wohnungen. Zwischen 2006 und 2016 erfolgte der Abriss all dieser Gebäude (siehe Karte), und es stellte sich die Frage nach der Folgenutzung für die freien Flächen. Spielplätze und Parks waren ebenfalls ausreichend vorhanden, die sinkende Bevölkerung hatte auch dafür den Bedarf reduziert.
Plattenpark
Für die Errichtung des „PlattenParks“ und den zur linken Hand liegenden „Gorodki-Park“ wurden andere Wege beschritten. Beide „Parks“ wurden nicht nur gemeinsam mit den Bewohnern geplant, auch beim Bau machten sie mit und nahmen die Schaufel selber in die Hand. Es fing 2006 mit dem „Gorodki-Park“ an. Etwa zur gleichen Zeit, als die Schule abgerissen wurde, suchte der Verein „Freundschaft“ eine Fläche zum Gorodki spielen, eines slawischen Stockspiels. Anfangs spielten sie im Freizeitpark Neu Zippendorf auf einem Basketballplatz, doch das war ein unzureichendes Provisorium. In Gesprächen mit dem Stadtteilmanagement und dem Internationalen Bund entstand so die Idee, einen Gorodki-Platz auf dem gerade freie gewordenen Schulgrundstück anzulegen, mit Eigenleistung der Vereinsmitglieder und in Verwaltung des Vereins. Im Oktober 2007 erfolgte die Einweihung. Der Verein „Freundschaft“ hatte mit Eigenleistungen im Wert von 20.000 Euro dazu beigetragen, das Programm „Soziale Stadt“ hatte 90.000 Euro beigesteuert. In diesem Jahr plant der Verein, die deutschen Gorodki-Meisterschaften dort auszurichten.
Der „PlattenPark“ geht auf die Initiative des Vereins „Die Platte lebt“ zurück und folgt dem Motto „Müll ist Mangel an Fantasie“. Die Anfänge – 2012 – sahen eine große, begehbare Pyramide und ein Labyrinth aus Abrissplatten vor. Es sollte ein stadtweiter Anziehungspunkt entstehen. Leider konnten dafür die finanziellen Rahmenbedingen nicht geschaffen werden. Der Verein begann dann 2014 deutlich einfacher mit einem Platten-Stern aus mit Plattenresten gefüllten Gabionen. Danach wurden Abrissplatten aufgestellt und künstlerisch gestaltet, Wege angelegt, Spielobjekte und Bänke aufgestellt und Bäume gepflanzt. Auch zehn Bienenstöcke stehen auf dem Gelände und ein Turm der Artenvielfalt (hinter Ihnen). Es werden Feste gefeiert und Mitmach-Aktionen organisiert und das seit ca. acht Jahren durch den Verein „Die Platte lebt“. Für dieses kontinuierliche und kreative Engagement, erhielt der Verein 2017 den Kunst- und Kulturpreis der Sparkassenstiftung/Landeshauptstadt und wurde 2020 Landessieger beim Deutschen Nachbarschaftspreis.